Verbrechen lohnt sich…

…jedenfalls für die Gesellschaft. Auch wenn offiziell die Politik die Ausrottung des Verbrechens, oder allgemeiner gesagt, des abweichenden Verhaltens*, verfolgt, so wissen wir Soziologen, dass es in allen Gesellschaften der Normalfall ist. So wünschenswert es auch ist, eine Gesellschaft frei von abweichendem Verhalten zu haben, so sieht die Realität leider anders aus. In jeder Gesellschaft gibt es Abweichung und Strafe. Wobei die Strafe selbst eigentlich auch ein Normbruch ist. Daher ist das Strafmaß auch immer wieder ein umstrittener Fall. Trotzdem erfüllt abweichendes Verhalten eine soziale Funktion. Durch die Abweichung des Verbrechers werden die Normen und Regeln des Zusammenlebens definiert und bestätigt. Die Gesellschaft distanziert sich vom „Verbrecher“ und bestätigt sich des konformen Verhaltens und damit auch die eigenen Normen. Abweichendes Verhalten bietet also quasi Orientierung.

Andererseits ist abweichendes Verhalten auch eine Gefahr für die Gesellschaft, denn sie stellt die Regeln in Frage. Wenn herauskommt, dass sich niemand an eine Norm hält, so ist die Norm faktisch außer Kraft gesetzt. Das kann im Extremfall zur Auflösung einer Gesellschaft führen. Von daher lohnt sich das Verbrechen für die Gesellschaft nicht zwangsläufig. Es kann auch zum Ende führen.

Von daher, immer schön gesetzestreu bleiben.

Genauere Information darüber gibts beim Kollegen Bügelmeier in seiner Bildungsbürgerschau. Dort fragt sich in der aktuellen Folge der Schurke Blofeld, ob seine Ambitionen die Weltherrschaft zu übernehmen überhaupt kriminell sind und welche soziale Aufgaben Kriminalität wahrnimmt und was überhaupt kriminell ist.

Die Folge davor ist auch zu empfehlen, das die aktuelle Folge darauf basiert. Hier geht es um Merton und Durkheim und die Theorie der Anomie (Normlosigkeit), auf der die soziologische Theorie der Kriminalität basiert.

 

*Abweichendes Verhalten kann natürlich alles sein, was von den Normen und Gesetzen einer Gesellschaft abweicht. Also beispielsweise auch der kleinste Regelverstoß innerhalb der Familie.

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6 Antworten zu Verbrechen lohnt sich…

  1. Bebbi sagt:

    hmmm … ich weiß nicht.

    Und nicht jede Normabweichung – deren produktives Potential ich plausibel finde – ist doch gleich kriminell.

    • Soziobloge sagt:

      Nun, meine Ausführungen sind ja nur an der Oberfläche gekratzt. Da kann man noch wesentlich mehr zu schreiben. Das ist praktisch nur eine kleine Einleitung mit den groben Thesen für die interessierten Hörer der Bildungsbürgerschau. Wenn ich mal Zeit habe werde ich das mit dem abweichenden Verhalten mal genauer erklären. Dabei ist auch wichtig, dass nicht jede Abweichung entdeckt, oder verfolgt wird. Wikileaks könnte man auch noch mit reinbringen. Deren Transparenztheorie hat nämlich auch ein paar Haken.

      Ansonsten einfach mal Merton und Durkheim lesen.

  2. Bebbi sagt:

    Ich komme doch schon zu den anderen Werken nicht … *mit den Armen ruder* Ich brauche meinen Soziobloge, um die Kernthesen etc. kennen zu lernen. 🙂

  3. Blogwart sagt:

    So wünschenswert es auch ist, eine Gesellschaft frei von abweichendem Verhalten zu haben, so sieht die Realität leider anders aus

    Das klingt für einen Soziologen aber arg unkritisch. Was, wenn das „normale“ Verhalten das Kriminelle oder Destruktive ist (vgl. beispielsweise Arno Gruen – Der Wahnsinn der Normalität, woraus ich hier einige Zitate habe)?

    Andererseits ist abweichendes Verhalten auch eine Gefahr für die Gesellschaft, denn sie stellt die Regeln in Frage.

    Das lässt sich natürlich einseitig als Gefahr begreifen, ist andererseits aber auch stetiges Element der Reflektion, weil sich die Mitglieder der Gesellschaft dann fragen können (sofern sie das möchten), warum es denn zu Normabweichung kommt, und gegebenenfalls die Normen in Frage stellen.

  4. Alex sagt:

    @Bebbi
    Das magst du vielleicht bei den hier geltenden gesetzen so empfinden, zumal du ja sicherlich als teil der Gesellschaft diese en gros befürwortest.

    Um mal extrem zu werden. Auch bei den Taliban gab es geltendes Recht, auch wenn es uns wie unrecht vorkommt, doch die Talibangesellschaft war darauf aufgebaut und hatte darin Ihre Norm begründet.

    Gruß

    Alex

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