Prozente oder absolute Anzahl?

Prozente oder absolute Zahlen? Eine Frage die mir schon öfter begegnet ist. Das Hauptargument gegen Prozentzahlen ist, dass gerade bei einer kleinen Anzahl, der Eindruck entsteht, man könne die Zahlen verallgemeinern, oder es würden höhere Fallzahlen suggerieren. Einerseits ist es natürlich schon etwas fragwürdig, wenn man schreibt, dass beispielsweise 20% irgendwas angegeben haben, die 20% aber nur 3 Fälle repräsentieren. In einer Tabelle mit Zahlen ist das auch ok. Die Frage, die mich aktuell beschäftigt, ist auf Diagramme bezogen.

Ich habe mal zwei Beispieldiagramme erstellt. In Grafik 1 sind die Absoluten Zahlen angegeben und die Balken basieren ebenfalls darauf. Unter der horizontalen Achse steht die jeweilige Bezugsgröße der Gruppen. Gruppe A besteht aus 60 Mitgliedern und Gruppe B aus 40. Sieht man sich jetzt das Diagramm oberflächlich an und vergleicht die beiden Gruppen, so gewinnt man den Eindruck, dass die Kategorien in Gruppe A im Vergleich zur Gruppe B deutlich stärker besetzt sind. Betrachtet man Grafik 2, sieht man, dass das nicht stimmt. In Wirklichkeit ist der Anteil der Kategorien in der Gruppe B zumeist höher. Innerhalb der Gruppen macht das keinen Unterschied, denn da sind die Verhältnisse zwischen den Kategorien richtig wieder gegeben. Will man also nicht die Gruppen vergleichen, sondern nur die Werte innerhalb der Gruppen, stellt sich das Problem nicht.

Man könnte natürlich auch in Grafik 1 darauf kommen, wenn man die Linien bei 40 und 60 mit der Länge der Balken vergleicht. Das ist allerdings deutlich schwieriger. Während eines Vortrags würde kaum jemand so genau hinsehen und die Zeit haben die Verhältnisse im Kopf abzuschätzen.

Daher würde ich in Diagrammen auch bei niedrigen Fallzahlen (sofern sie nicht zu niedrig sind) eher die Prozentzahlen nehmen und in Tabellen die absoluten Zahlen und vielleicht ergänzend die Prozente. Eine Möglichkeit eines Kompromisses wäre vielleicht noch, einen etwas blasseren 100% Balken jeweils hinter die einzelnen Balken zu legen und so optisch zu verdeutlichen, wie die Verhältnisse sind. Oder man könnte die Linien bei 40 und 60 stärker markieren. Insgesamt ist die optische Erfassung der Aussage des Diagramms deutlich schwieriger als in der Prozentvariante.

Wie handhabt ihr die Sache? Ab wann würdet ihr sagen, es sind „wenige“ Fälle?

*update*

Ich habe das schließlich so gelöst, dass die Achse die Prozentzahlen darstellt und die absoluten Zahlen zusätzlich als Balkenbeschriftung angezeigt werden. So erkennt man im Vergleich die Anteile, sieht aber zugleich auch, auf wievielen Fällen dies beruht. So kann jeder selbst entscheiden, wie er die Daten einschätzt.

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