„Mein Kampf“ als Schullektüre?

Hitlers „Mein Kampf“ wird ab nächstem Jahr, dank auslaufender Urheberrechte wieder als Nachdruck im Buchhandel zu haben sein. Allerdings in einer kommentierten Version. Die unkommentierte Version bleibt wohl weiterhin verboten, wenn auch nicht aus urheberrechtlichen Gründen.

Der Lehrerverband hat sich jetzt für das Buch als Lektüre im Unterricht eingesetzt.

Und das kann ich nur gutheißen. Denn wer das Buch mal gelesen hat, der weiß, der Titel beschreibt eigentlich den Leser, der es schwer hat bis zum Ende durchzuhalten. Aber mal Scherz beiseite. Das Verbot des Buches, bzw. dessen Nachdruck, hat meiner Meinung nach nur zu Mystifizierung beigetragen. Dabei lässt sich die Verbreitung über das Internet sowieso nicht verhindern. Ein offensiver Umgang damit wäre also viel angebrachter. Denn durch die Analyse des Textes lässt sich die menschenverachtende Ideologie gut und im Detail dekonstruieren.

Den kritischen Umgang damit setzt allerdings schon ein gewisses Grundwissen über den geschichtlichen Hintergrund voraus. Daher ist es gut, dass eine umfassend kommentierte Ausgabe erscheint, die eben genau das möglich macht. Man könnte zwar denken, dass die Taten der Nationalsozialisten schon für sich genommen, gegen sie und ihre Ideologie sprechen würden, doch scheint das ja offensichtlich nicht genug zu sein. Filme wie Schindlers Liste sind ja frei verfügbar und dort wird eindringlich gezeigt, wie Menschen unterdrückt und getötet wurden, weil sie laut Ideologie keine Menschen waren.

Menschen denen das schon nicht einleuchtet, wird wohl auch dieses Buch nicht mehr auf den rechten Weg bringen, für alle anderen bietet sich aber so die Gelegenheit, die Argumente, die dort vorgebracht, werden als haltlos zu entlarven und damit die besseren Argumente, die dann auch mit dem entsprechenden Hintergrundwissen unterstützt werden, auf ihrer Seite zu haben. (Obwohl das auch so schon der Fall ist.)

Eine weitere Erkenntnis, wird wohl daraus sein, und da stellt sich dann wieder die unbequeme Frage, warum man angeblich nicht gewusst hat, was die Nazis vorhatten, wenn doch schon alles daraus ableitbar war? Nun, vielleicht haben die Menschen damals eben auch gedacht, ach, so schlimm wird’s schon nicht werden.  Es ist eben auch eine Mahnung, die Worte von Neonazis und Rechtspopulisten ernst zu nehmen und nicht einfach zu sagen, die sind nur besorgt und wollen eigentlich das Beste für den jeweiligen Staat. Wer glaubt, die würden das nicht umsetzen, was sie sagen, sollte mal nach Polen oder Ungarn schauen.

Ein recht guter Artikel dazu gibt es bei Dr. Christian Köllerer

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Eine Antwort zu „Mein Kampf“ als Schullektüre?

  1. Danke für die Verlinkung.

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