Immer dieselbe Leier. Oder: Anforderungen an eine Medientheorie.

Immer wenn ein neues Medium aufkommt, werden Weltuntergangsszenarien heraufbeschworen. Die Intellektuellen sehen die Kunst in Gefahr durch die niedere Massenkunst und überhaupt ist der Untergang des Abendlandes in Sichtweite.

Bei den Romanen hat man überlegt, ob Frauen diese überhaupt lesen dürften. Dem Kino hat man nachgesagt die Jugend zu verderben, mit den gleichen Argumenten, die heute für Computerspiele benutzt werden. Immer sieht jemand seine elitäre Sichtweise gefärdet. Durch das schnöde und Profane. Seien es Comics oder Fernsehen. Alles was man auf den ersten Blick verstehen kann ist schon Volksverblödung.

Es gibt natürlich auch diejenigen die dem Medium fast magische Kräfte in Bezug auf Bildung und Demokratie zuschreiben. Sicher ist dieses andere Extrem genauso unangebracht.

Man sollte die Chancen und Risiken sehen, aber sich nicht in Grabenkämpfe um den Elfenbeinturm verwickeln lassen. Diejenigen die am schlimmsten kritisieren haben wahrscheinlich das Betreffende Medium nie genutzt und kennen es mnur vom Hörensagen.

Allerdings sehe ich da keinerlei Entwicklung. Schließlich geht das schon seit Platon so, der die Schrift kritisiert hat. Und das is schon ein paar 1000 jahre her. Und wenn irgendwo ein Amoklauf war, kann man die Schlagzeilen und Forderungen der Politiker schon vorher auswendig. Man braucht nur die Beiträge vom letzten Mal einfach wieder zu drucken. Immerhin man spart sich so die Arbeit etwas neues zu schreiben. Es reicht wenn man die Namen und die Orte auswechselt.

Die Frage ist: Was tun?

Das kann ich zwar auch nicht endgültig beantworten, aber manchmal da hab ich einfach die Schnauze voll davon. Da bin ich ja fast der Meinung man sollte doch einfach aufhören mit dem Forschen, denn die Theorien die dabei rauskommen sind so subjektiv und von Ideologien geprägt, das sie meiner Meinung nach für eine beobachtende und analysierende Wissenschaft nicht zu gebrauchen sind.

Am hinderlichsten finde ich noch die Analyse auf dem Hintergrund des Kunstsystems. Danach muss ein Medium als Kunst anerkannt sein, ansonsten wird es nicht anerkannt und die Kritik ist in der Mehrheit.

Was tun?

Nun da ist mir heute im Medientheorie Seminar noch eine Lösung eingefallen. Jedewede Theoriebildung sollte frei von Ideologien sein. Denn sei es Benjamin, McLuhan oder noch schlimmer die Frankfurter Schule mit ihren linken kritischen Theorie verstellen den Blick auf den Gegenstand. Es muss klar empirisch geforscht werden. Ohne eine Bewertung und Rangfolge der Medien vorzunehmen. Einfach und simpel den Umgang der Menschen mit den Medien und den Inhalt erforschen. Ohne ideologische Grabenkämpfe. Wer sich selbst aufwerten will, in dem er andere abwertet kann dies ja gerne tun, aber ich halte das nicht für seriöse Wissenschaft.

Meiner Einschätzung nach ist das Problem der Medienwissenschaft, dass viele verschiedene Disziplinen sich mit „ihrem“ Thema beschäftigen. Und viele der heutigen Medienforscher aus den Literaturwissenschaften kommt. Da ist einfach kein empirischer Background da. Den könnte man ja mit Hilfe der Sozialwissenschaften hineinbringen. Woraus allerdings wieder ein Kompetenzgerangel erwachsen könnte.

Nunja, das ist jedenfalls meine Forderung an eine Medientheorie im speziellen und an die Medienwissenschaften im Ganzen. Mehr Fakten und ein klarer Blick auf den Forschungsgegenstand.

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3 Antworten zu Immer dieselbe Leier. Oder: Anforderungen an eine Medientheorie.

  1. Wenn du so sehr auf Empirie im Bereich Medien pochst, dann würden mich aber auch mal deine Vorschläge zu geeigneten Methoden interessieren.

    Lautstark Wertfreiheit in Theorien zu fordern ist einerseits ne schöne Sache, führt aber andererseits erstmal zu der wissenschaftstheoretischen Frage ob das überhaupt geht (da man ja z.B. schon mit der Auswahl der Forschungsinhalte seine eigene Ideologie miteinbringt).
    Außerdem bin ich der Auffassung, dass es gerade im Bereich Medientheorien äußerst schwierig ist konkrete empirische Aussagen zu machen, die dann Grundlage für ganze Theorien sein sollen. Ich finde schon, dass es hier praktisch ist, so ähnlich wie Literaturwissenschaftler vorzugehen und auch ein bisschen wertbehaftet darf es sein, sofern Leser und Autor sich darüber möglichst weit bewusst sind. Empirie darf dann meinetwegen im Anschluss kommen und alles wieder falsifizieren 😉

    Naja, so seh ich das halt. Hat aber vielleicht auch damit zu tun, dass ich Statistik II schon wieder wiederholen muss 😛

    MfG, Paule Postmodern

  2. Soziobloge sagt:

    Ja die Frage nach den Methoden ist sicher berechtigt. Dazu müssten die sich aber auch mal klar werden was sie denn genau untersuchen. Die Medienbegriffe die es so gibt schließen sich ja auch gegenseitig aus.

    Die Entwicklung der Methoden für die Medienwissenschaft überlass ich mal anderen. Ich überlege da lieber für die Soziologie, die ist ja teilweise auch nicht viel besser.

    Das man nicht völlig wertfrei an etwas rangehen kann, ist mir schon klar, nur sollte man sich dem auch dann bewusst sein und versuchen das dann so weit wie möglich zu beschränken.

    Man kann ja ruhig Thesen aufstellen. Die können dann die Empiriker mit ihren Methoden überprüfen. So machens die Naturwissenschaftler ja auch.

  3. Lilisoz sagt:

    Es gibt aber auch noch andere Methoden, als Thesen aufzustellen und empirisch zu prüfen – du hast es ja selbst angedeutet : „Einfach und simpel den Umgang der Menschen mit den Medien und den Inhalt erforschen. Ohne ideologische Grabenkämpfe.“ . Ich versuche gerade in meine Abschlussarbeit einen geeigneten Methodenmix für die Untersuchung eines Blogs zusammenzustellen; gar nicht so einfach – besonders in Anbetracht bisheriger Forschung. Da hat sich nicht so richtig viel getan.
    Ich finde es interessant, dass du eine mögliche Ideiologiefärbung angeprangert hast – ich werde mich selbst mal dahingegend beobachten. Vielen Dank dafür!
    lillisoz
    ( -> zwischenstuehlen.wordpress.com)

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